Danke zurück, Christian. An diesem Text habe ich sehr lang herumgedacht und -gefeilt, immer verbunden mit der Sorge: Wird das allen und allem gerecht? Um irgendwann zum Ergebnis zu kommen: Das muss jetzt mal raus, um darüber ins Gespräch zu kommen. Umso mehr freut mich Dein Feedback.
Im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeiten koordiniere und moderiere ich seit Anfang des vergangenen Jahres ein jüdisch-christlich-muslimisches Trialogformat. Wenn ich etwas in dieser Zeit gelernt habe, dann sind es zuhören, bei sich und gleichzeitig empathisch bleiben und unterschiedliche Perspektiven aushalten können.
Du sprichst/ schreibst mir aus dem Herzen und ich lese aus Deinem Text heraus, dass Du ihn sehr wohl überlegt hast.
Es braucht so dringend Räume in denen wir uns zuhören - zu Israel und Palestina, zu Russland, Ukraine und dem Westen, zu Ungerechtigkeit, Rassismus und Ausländerhass, zu den Parallelgesellschaften, die wir inzwischen bilden, zu Klima- und Gerechtigkeitsfrage, zu so vielen Themen, bei denen wir uns auf gesellschaftlicher Ebene und in den diversen Medien nicht mehr zuhören, sondern nur noch die Keule rausholen, um die jeweils anderen zum Schweigen zu bringen.
Hinter all dem liegt Schmerz und Angst, die wir nicht anschauen, nicht wahrhaben wollen.
Wir brauchen diese Räume des Zuhörens auf allen Ebenen.
Mehr Demokratie leistet da eine richtig gute Arbeit. Und: Es kann nicht genug davon geben.
Vielen Dank, Ellen. Alles, was Du beschreibst, beschäftigt mich ebenfalls sehr. Als Journalist beobachte ich mit zunehmender Beklemmung, wie sich auch viele Medien an dem Polarisierungsschauspiel beteiligen. Es gibt natürlich nach wie vor Beispiele für einen Journalismus, der darauf ausgerichtet ist, Brücken zu bauen und Gespräche zu moderieren. Der Kommunikationswissenschaftler Bernhard Pörksen hat zur Kunst des Zuhörens ein Buch geschrieben und beklagt darin unter anderem, wie sehr Journalistinnen und Journalisten ihre Arbeit nur daran ausrichten, den nächsten Aufreger zu produzieren, der ihnen Aufmerksamkeit verschafft. Es gibt eine sehr sehenswerte Ausgabe dazu von Sternstunde Philosophie (auf Youtube und als Podcast).
Ja, wie sich der Journalismus - auch z.B. in den öffentlich-rechtlichen Medien entwickelt, insbesondere auch die Interviews der Nachrichten- und Politsendungen - ist für mich ein Aufreger für sich. Ich würde glatt von Versagen sprechen - in vielerlei Hinsicht. Sowohl, was das Thema Brücken bauen angeht, als auch was überhaupt die Themensetzung angeht und auch wie wenig sehr auf den Narrativen, die von Populisten oder Lobbygruppen gesetzt werden, ausgerutscht wird. Unsäglich!
„Es ist erstaunlich zu sehen, wie unterbelichtet der Journalismus kommunikationspsychologisch ist. Es ist der letzte mediengeschichtliche Moment, wo er sich ändern kann: eine andere Berührbarkeit, eine andere Partnerschaftlichkeit, eine andere Dialogbereitschaft. Der Journalismus hört mit einem Agenda-Ohr zu, wartet auf den nächsten Konflikt, will die Spaltung eher vertiefen, nicht die Kommunikationsbrücke sehen. Wir leben in einer Polykrise, in einer Zeitenwende. Ist der Journalismus die einzige Welt, die ihre Normen, ihre Routinen, ihre Orientierung am Konflikthaften, am Spektakulären und Grellen nicht überdenken muss? Ich glaube nicht.“
Danke für das differenzierte, kluge und detaillierte Beschreiben meiner derzeitigen Ambivalenzen.
Danke zurück, Christian. An diesem Text habe ich sehr lang herumgedacht und -gefeilt, immer verbunden mit der Sorge: Wird das allen und allem gerecht? Um irgendwann zum Ergebnis zu kommen: Das muss jetzt mal raus, um darüber ins Gespräch zu kommen. Umso mehr freut mich Dein Feedback.
Im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeiten koordiniere und moderiere ich seit Anfang des vergangenen Jahres ein jüdisch-christlich-muslimisches Trialogformat. Wenn ich etwas in dieser Zeit gelernt habe, dann sind es zuhören, bei sich und gleichzeitig empathisch bleiben und unterschiedliche Perspektiven aushalten können.
Du sprichst/ schreibst mir aus dem Herzen und ich lese aus Deinem Text heraus, dass Du ihn sehr wohl überlegt hast.
Es braucht so dringend Räume in denen wir uns zuhören - zu Israel und Palestina, zu Russland, Ukraine und dem Westen, zu Ungerechtigkeit, Rassismus und Ausländerhass, zu den Parallelgesellschaften, die wir inzwischen bilden, zu Klima- und Gerechtigkeitsfrage, zu so vielen Themen, bei denen wir uns auf gesellschaftlicher Ebene und in den diversen Medien nicht mehr zuhören, sondern nur noch die Keule rausholen, um die jeweils anderen zum Schweigen zu bringen.
Hinter all dem liegt Schmerz und Angst, die wir nicht anschauen, nicht wahrhaben wollen.
Wir brauchen diese Räume des Zuhörens auf allen Ebenen.
Mehr Demokratie leistet da eine richtig gute Arbeit. Und: Es kann nicht genug davon geben.
Vielen Dank, Ellen. Alles, was Du beschreibst, beschäftigt mich ebenfalls sehr. Als Journalist beobachte ich mit zunehmender Beklemmung, wie sich auch viele Medien an dem Polarisierungsschauspiel beteiligen. Es gibt natürlich nach wie vor Beispiele für einen Journalismus, der darauf ausgerichtet ist, Brücken zu bauen und Gespräche zu moderieren. Der Kommunikationswissenschaftler Bernhard Pörksen hat zur Kunst des Zuhörens ein Buch geschrieben und beklagt darin unter anderem, wie sehr Journalistinnen und Journalisten ihre Arbeit nur daran ausrichten, den nächsten Aufreger zu produzieren, der ihnen Aufmerksamkeit verschafft. Es gibt eine sehr sehenswerte Ausgabe dazu von Sternstunde Philosophie (auf Youtube und als Podcast).
Ja, wie sich der Journalismus - auch z.B. in den öffentlich-rechtlichen Medien entwickelt, insbesondere auch die Interviews der Nachrichten- und Politsendungen - ist für mich ein Aufreger für sich. Ich würde glatt von Versagen sprechen - in vielerlei Hinsicht. Sowohl, was das Thema Brücken bauen angeht, als auch was überhaupt die Themensetzung angeht und auch wie wenig sehr auf den Narrativen, die von Populisten oder Lobbygruppen gesetzt werden, ausgerutscht wird. Unsäglich!
Pörksen sagt dazu in Sternstunde Philosophie:
„Es ist erstaunlich zu sehen, wie unterbelichtet der Journalismus kommunikationspsychologisch ist. Es ist der letzte mediengeschichtliche Moment, wo er sich ändern kann: eine andere Berührbarkeit, eine andere Partnerschaftlichkeit, eine andere Dialogbereitschaft. Der Journalismus hört mit einem Agenda-Ohr zu, wartet auf den nächsten Konflikt, will die Spaltung eher vertiefen, nicht die Kommunikationsbrücke sehen. Wir leben in einer Polykrise, in einer Zeitenwende. Ist der Journalismus die einzige Welt, die ihre Normen, ihre Routinen, ihre Orientierung am Konflikthaften, am Spektakulären und Grellen nicht überdenken muss? Ich glaube nicht.“